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LEADER im Hunsrück: Rückblick und Ausblick

Drei Fragen an Achim Kistner, Geschäftsführer der Lokalen Aktionsgruppe der LEADER-Region Hunsrück

Die LEADER-Region Hunsrück befindet sich schon im Bewerbungsverfahren um die vierte Förderperiode. Sie als Geschäftsführer Regionalrat Wirtschaft Rhein Hunsrück e.V. und der LEADER-Geschäftsstelle kennen die Region nun schon sehr lange und gut. Wo steht der Hunsrück heute aus Ihrer Sicht und vor allem auch, wofür? Was verbinden die Menschen in der Region mit dem Hunsrück?

Ich kann nur für unseren Bereich sprechen, also den nordöstlichen und zentralen Hunsrück. Die Gegend hat im Vergleich mit vielen anderen ländlichen Regionen eine sehr gute Entwicklung erlebt. Sicher gibt es noch zahlreiche Herausforderungen, aber die positiven Aspekte überwiegen. Da ist zum einen die deutliche Verbesserung der Infrastruktur, v.a. im Bereich Breitband und Verkehr. Der Hunsrück ist heute deutlich besser an die nahen Großstädte und den Fernverkehr angebunden – auch wenn uns eine Anbindung an das Bahnnetz – bis auf den Anschluss in Emmelshausen - weiterhin fehlt. Im Thema Erneuerbare Energien haben wir ganz klar einen Vorsprung, der auch dazu geführt hat, dass viele Kommunen heute relativ gut aufgestellt sind. Ein weiterer Punkt ist die wirtschaftliche Entwicklung: Im Hunsrück hat sich ein stabiles Spektrum von Unternehmen verschiedenster Branchen und Größen, oft Familienbetriebe, entwickelt. Im Zuge dessen sind zahlreiche interessante Arbeitsplätze entstanden.

Auf der anderen Seite kann der Hunsrück aber auch weiter auf die „klassischen“ Stärken des ländlichen Raumes bauen. Auch wenn die vielen Windkraftanlagen von vielen als Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes empfunden werden, ist der Hunsrück eine sehr attraktive Region, die gerade in den Bereichen Wandern und Radfahren verstärkt nachgefragt wird. Unsere guten Angebote wie der Soonwaldsteig, der Saar-Hunsrück-Steig mit seinen Traumschleifen oder die Geierlay-Brücke haben dazu erheblich beigetragen. Und nicht zu vergessen: Die intakten dörflichen Gemeinschaften sowie das Engagement der Bürgerinnen und Bürger und der Vereine bilden ein stabiles Fundament für die Lebensqualität in unserer Region.

Auch in der „Selbst-Wahrnehmung“ der Hunsrücker hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Ganz viele Menschen im Hunsrück sind „Anpacker“ und denken „nach vorne“.

Mit LEADER-Geldern konnten in der Region schon viele Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Nennen Sie doch ein paar Beispiele.

Vorab möchte ich betonen, dass LEADER mit einem Budget von ca. 5 Millionen Euro für den Förderzeitraum von sieben Jahren verständlicherweise keine „Großprojekte“ umsetzen kann. Dies ist aber auch nicht der Ansatz von LEADER – hier geht es vielmehr um kleine und mittlere Projekte von lokalen öffentlichen und privaten Trägern.

Das Spektrum ist hier enorm vielfältig. Viele Projekte stammen aus den Gemeinden und beziehen sich auf konkrete Verbesserungen der Lebensqualität vor Ort. Dabei geht es oft um Infrastrukturen für Einheimische und Gäste, um das Aufarbeiten von historischen oder kulturellen Themen oder auch um Beiträge zur Grundversorgung. In unserer LEADER-Region fällt gerade der vergleichsweise hohe Anteil an privaten Vorhaben auf. Hier können wir sicher damit punkten, dass wir als Einrichtung der Wirtschaftsförderung über gute Kontakte in die Wirtschaft verfügen und eine zielgerichtete Beratung und Projektbegleitung anbieten können.

In seiner Größenordnung sicher eine Ausnahme im Rahmen von LEADER war die Umsetzung der Hängeseilbrücke „Geierlay“, der die Region einen signifikanten Bekanntheitsaufschwung zu verdanken hat und die längst als Hunsrücker „Leuchtturmprojekt“ anerkannt wird.

Sehr erfreulich war das breite Spektrum an kleinen und kleinsten Projekten, die wir über das sog. „Regionalbudget“ und die „Ehrenamtlichen Bürgerprojekte“ unterstützen konnten. Eine Neuerung in dieser Fördereriode, die sich absolut bewährt hat. Insbesondere ehrenamtliche Projekte und Initiativen in den Dörfern konnten wir auf diese Weise unterstützen. Dies hat auch dazu beigetragen, dass wir das LEADER-Programm noch einmal deutlich bekannter machen konnten. Die vielen so gesetzten kleinen Impulse in Kombination mit größeren Investitionen machen LEADER so unverzichtbar im Hunsrück.

Wie kann ich mich als Bürger und Bürgerin der Region mit meinen Ideen in die Strategieerarbeitung einbringen?

Die augenscheinlichste Aufgabe von LEADER ist sicher die finanzielle Förderung von Projekten. Aber LEADER gibt einer Region auch die Chance, sich alle sieben Jahre ein strategisches Konzept zu geben. Hier können sich alle Bürgerinnen und Bürger einbringen.
Auf unserer Website gibt es seit Kurzem die Möglichkeit, für alle sichtbare Kommentare und Anregungen zu hinterlassen. (einfügen link). Aber mein Team von der LEADER-Geschäftsstelle und ich stehen auch telefonisch für ein Gespräch zur Verfügung oder nehmen Anregungen per Mail entgegen.
Pandemiebedingt erst nach den Sommerferien werden wir in der LEADER-Region größere Veranstaltungen im Freien durchführen. Damit die Veranstaltungen hinsichtlich der Entfernung auch für alle Interessierten gut erreichbar sind, werden wir drei (gleiche) Veranstaltungen an drei Orten in der Region durchführen. Ziel ist es hier, die Ideen und Entwicklungsvorstellungen der Bürgerinnen und Bürger für die Strategieerarbeitung mitzunehmen, aber auch den Ideenaustausch untereinander zu ermöglichen. Wir hoffen hier auf zahlreiche Teilnehmende. Die Veranstaltungen werden wir dann zu gegebener Zeit noch intensiv bewerben.

Darüber hinaus gibt es natürlich noch Workshops mit der Lokalen Aktionsgruppe als dem Entscheidungsgremium sowie Gespräche mit einzelnen LAG-Vertretern sowie ausgewählten Akteuren der Region.
Uns ist es schon länger ein besonderes Anliegen, die Interessen von Kindern und Jugendlichen noch stärker einzubeziehen als uns das bislang gelungen ist. Ziel ist es jetzt erst einmal, die Strategie um die Perspektive junger Menschen zu erweitern. Hierzu führen wir einen Workshop mit ausgewählten Jugendlichen und Jugendvertretern durch. Wir denken auch über eine Art LEADER-Fonds für Jugendliche nach, über den auf unkomplizierte Weise Projekte von Kindern und Jugendlichen realisiert werden könnten. Das ist bislang aber nur eine Idee und wir stehen hier noch ganz am Anfang.

Herr Kistner, vielen Dank für das Gespräch!

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